Jeden zweiten Sonntag geht es für mich nach Toluca. Normalerweise steige ich ab der nächsten Metrostation gemütlich in einen Fernverkehrsbus mit viel Platz zum Zeitung oder Buchlesen. Gelegentlich läuft auch ein Film im Bus, sodass ich die Fahrt allgemein als erholend beschreiben würde. Letzten Sonntag war dies ein wenig anders.
Mit einer Gruppe von 60 Mann begann ich meine Reise an der Metrostation Tacubaya. Der Bus für maximal 40 Menschen ausgelegt war ein aussortiertes Pesero, dass normalerweise für den Nahverkehr bestimmt ist. Vorsorglich habe ich lediglich die Hinfahrt bezahlt, denn ich ahnte, dass dies keine erholsame Fahrt werden wird. Nach einem Stopp im Oxxo und einem weiteren an einer Tankstelle ging es nun richtig los. Auf den Sitzen gesessen hatte eigentlich niemand, höchstens gestanden. Aus den veralteten Boxen drang südamerikanische Rockmusik, und auch der Vorrat an Bier aus dem Oxxo war reichlich. Die Stimmung wurde zunehmend lockerer, die ersten Gespräche fingen über das übliche an.
Nach einer halben Stunde Fahrt, zündetet dann auch das erste von vielen Bengalos. Die Fahnen schwenkten permanent im Wind und die Gesänge wurden lauter. Nach einer dreiviertel Stunde dann eine Fotopause.
Banner wurden gezückt, ein wenig gezündelt und gleich wieder eingestiegen. Wir waren spät dran. Nach weiteren dreißig Minuten erreichten wir die Stadtgrenze von Toluca. Hier wurde noch einmal kurz angehalten und das restliche entflammbare Zeug verheißt. Einige kletterten auf den Bus, andere tanzten davor und winkten den freudigen Autofahrern zu.
Als sich wieder alle im Bus befanden und wir kurz vor dem Stadion waren, wurde eine Gruppe Gästefans samt berittener Polizeieskorte gesichtet. Schnell entschieden sich ein paar Mutige die Gruppe zu begrüßen. Natürlich hielten die Polis das für keine gute Idee und trappten mit ihren Pferden entgegen. Nach eindringlichen Worten und ein wenig persönlicher Nachhilfe konnte alle außer einer die Reise fortführen.
Wie ich es verstanden habe, soll der eine aus dem Bus gefallen sein, doch mein Spanisch war zu diesem Zeitpunkt nicht das Beste. Vor dem Stadion angekommen, ging ich in den nächsten Oxxo und kaufte mir wie von meiner Frau empfohlen Wasser. Anschließend ging es zum Block, jedoch waren die Schlangen so lang, dass ich mir eine weitere Pause gönnte.
Als sich die Lage beruhigt hatte und der Weg ins Stadion relativ frei war. Entschloss ich mich auch zum Eintritt. Das Ergebnis war nicht begeisternd, Toluca lag kurz vor der Pause null zwei zurück und die "Sol" war überfüllt.
In der zweiten Halbzeit ging spielerisch auch nicht viel. Es war unerträglich warm, nicht nur für die Spieler. Leider konnte die Mannschaft kein Tor erzielen, geschweige einen Punkt holen. Die Hoffnung auf die Play-Offs wurden somit kleiner, jedoch sind sie noch nicht endgültig begraben.
Wie ich nächstes Spiel fahren werde ist noch nicht bekannt, ein Erlebnis war dieses Spiel, zumindest die Anreise, in jedem Fall.
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